Jüdisches Leben an Rhein, Main und Neckar

DEUTSCHLAND

Studienreise als Standortreise

Manchmal ist es wichtig, Tacheles zu reden. Oft sitzt man im Schlamassel, wenn Reden und Handeln Stuss oder meschugge waren und man nur mit harter Maloche da wieder rauskommt. Unsere Alltagssprache ist geprägt vom Jiddischen, von der jüdischen Sprache. Die Anfänge jüdischen Lebens in Deutschland reichen ins 4. Jh. zurück: Im Jahr 321 stellte der römische Kaiser Konstantin ein Dokument aus, das Juden Stimme und Sitz in der Curia der Stadt Köln zusprach - der erste schriftliche Beleg für jüdisches Leben im deutschsprachigen Raum. Diese Reise an Rhein, Main und Neckar will dazu beitragen, das Wissen über jüdische Kultur zu vertiefen, an die wechselvolle jüdische Vergangenheit Deutschlands zu erinnern und jüdisches Leben in der Gegenwart sichtbar zu machen.

Auf einen Blick

  • Jüdisches Leben in Deutschland in Vergangenheit und Gegenwart
  • Einführung ins Judentum und ausgewählte Begegnungen
  • Standortreise - kein Hotelwechsel

Reiseverlauf

1. Tag: Ankommen und Spurensuche in Magenza (Mainz)
Individuelle Anreise nach Mainz: Hotelbezug für fünf Nächte. Um 14.00 Uhr Begrüßung durch die Reiseleitung. Besichtigungen in Mainz, wo das Judentum bereits eine lange Geschichte hat. Auf dem Friedhof „Judensand“ aus dem Jahr 1012 erinnern rund 1.500 Grabsteine an das jüdische Leben der Stadt. Die aufsehenerregende, moderne Gebäudeform der Neuen Synagoge in der Mainzer Neustadt reflektiert die fünf Buchstaben des hebräischen Begriffs „Keduscha“ (Heiligung).

2. Tag: Warmaisa (Worms) und Kloster Lorsch
Ausflug an den Rhein nach Worms: Besuch auf dem jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“, der als ältester erhaltener seiner Art in Europa gilt. Die ältesten der etwa 2.500 Grabsteine stammen aus dem 11. Jahrhundert. Weiter geht‘s in das jüdische Viertel zu Synagoge und Mikwe. Danach Besuch im Dom St. Peter, der von den drei rheinischen Kaiserdomen, der kleinste ist. Hier fand 1521 der Reichstag zu Worms statt, auf welchem sich Martin Luther vor Kaiser Karl V. verantworten musste. Anschließend Fahrt zum Kloster Lorsch, das zu den Zentren europäischer Kultur im frühen Mittelalter gehörte und während der Regierungszeit König Pippins des Kurzen (751-768) gegründet wurde. Es ist eines der wenigen Denkmäler der Karolinger Zeit, welches über die Jahrhunderte hinweg sein ursprüngliches Aussehen bewahrt hat. (ca. 150 km)

3. Tag: Jüdische Spuren in der Mainmetropole
Ausflug (mit öffentlichen Verkehrsmitteln) nach Frankfurt am Main: Seit dem 12. Jh. leben Juden in der Mainstadt, die über Jahrhunderte eines der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Europa gewesen ist. Nach den Verheerungen der NS-Zeit entwickelte sich die Stadt rasch wieder zu einem Anziehungspunkt für Jüdinnen und Juden. Der erste Besuch gilt dem Jüdischen Museum: Fünfzig Jahre nach dem Novemberpogrom wurde im historischen Wohnhaus von Baron Mayer Carl von Rothschild das erste kommunale jüdische Museum Deutschlands eröffnet. 1992 kam nach heftigem Ringen um den Umgang mit den bei Bauarbeiten freigelegten Fundamenten von fünf mittelalterlichen Ghettohäusern am Börneplatz das Museum Judengasse dazu. Beide Museen präsentieren mit ihren Dauerausstellungen 800 Jahre jüdische Geschichte in der Mainmetropole. Sie zeigen, wie Jüdinnen und Juden die wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklung der Stadt prägten und prägen und thematisieren zugleich die Erfahrung von Unterdrückung und Verfolgung. (ca. 90 km)

4. Tag: Schpira (Speyer) und die Hochschule für Jüdische Studien
Ausflug nach Heidelberg: Begegnung an der Hochschule für Jüdische Studien. Weiterfahrt nach Speyer: Wir sehen die Überreste der historischen Synagoge, der älteste aufrechtstehende jüdische Kultbau in Mitteleuropa aus dem Mittelalter, sowie das jüdische Ritualbad (Mikwe), das erstmals 1126 Erwähnung fand und nahezu unverändert über die Jahrhunderte hinweg erhalten blieb. Es ist eines der ältesten noch erhaltenen dieser Art und von herausragender kulturhistorischer Bedeutung. Danach Besuch der modernen Synagoge, wo der jüdische Glaube im heutigen Speyer lebendig ist. Abschließend Besuch im Dom zu Speyer, der größten romanischen Kirche der Welt. (ca. 240 km)

5. Tag: Jüdisches Leben im Mittelrheintal
Zunächst begeben wir uns auf Spurensuche des Judentums in Bingen, wo seit der Zeit Hildegards von Bingen, die mit Juden eine durchaus positive Beziehung pflegte, bis zu ihrer Auslöschung durch die Nationalsozialisten über acht Jahrhunderte hinweg eine bedeutsame jüdische Gemeinde bestand. Die Spurensuche führt uns zunächst in die Rest-Synagoge in der Rochusstraße, wo heute wieder eine kleine jüdische Gemeinschaft zusammenkommt. Spektakulär liegt der 400 Jahre alte jüdische Friedhof oberhalb des Ortes. (Fußweg ca. 20 Minuten). Er ist einer der wenigen, der - trotz wiederholter Schändungen - der Verwüstung, Enteignung oder dem Zwangsverkauf mit Abräumung der Grabsteine entgangen ist. Weiterfahrt nach Bacharach: Hier steht die sog. „Werner-Legende“ im Mittelpunkt, die den ungeklärten Tod eines christlichen Jungen im 13. Jh. als jüdischen Ritualmord tradierte, was zu einer weitreichenden Gewaltwelle gegen die jüdische Bevölkerung im Umkreis führte. Manifestiert ist der Werner-Kult in der gleichnamigen Kapelle (Aufstieg über Stufenweg). Hier wurde jahrhundertelang bis in die 1960er Jahre die Legende vom jüdischen Ritualmord wachgehalten. Mittlerweile ist die Ruine der „Wernerkapelle“ zum Mahnmal für einen geschwisterlichen Umgang der Religionen geworden. Rückkehr nach Mainz: Berühmt sind die blau leuchtenden Glasfenster von Marc Chagall in der Kirche St. Stephan, ein Zeichen der christlich-jüdischen Verbundenheit. (ca. 90 km)

6. Tag: Kaiserdom und Heimreise
Mainz: Besichtigung des 1000-jährigen Kaiserdoms, der neben romanischen auch gotische Bauelemente enthält. Anschließend individuelle Rückreise.